„Ich fühle mich wie eine Marionette!“ – Ein Paradebeispiel für schlechte Führung

Zuletzt aktualisiert am 26/01/2024 |   geschrieben von Katja Smigerski
Katja Smigerski

In diesem Beitrag teile ich eine persönliche, sehr prägende Erfahrung aus meinem Berufsleben mit dir – und vor allem: Was sie mit mir machte. Ganz nebenbei war es ein Paradebeispiel für schlechte Führung, wie sie leider noch häufig in Unternehmen zu finden ist. Es geht um Schlüsselmomente, Veränderungsimpulse und um den Zusammenhang mit deinen Werten. Viel Spaß beim Lesen!

Aktuell lese ich ein Buch zum Thema Mindset und Erfolg. Eine Aussage darin stach mir ganz besonders ins Auge: „Menschen bewegen sich immer aus 2 Gründen aus der Komfortzone: großer Schmerz oder große Ziele.“ 

Beim Lesen dieser Worte stieg direkt eine sehr prägende Erinnerung aus meinem früheren Berufsleben in mir auf: „Ich fühle mich wie eine Marionette!“ Das war meine traurige Erkenntnis nach einem typischen Meeting, in dem die von meinem Team und mir erarbeiteten Ideen quasi vom Tisch gefegt wurden. Sie wurden noch nicht mal richtig angehört. Denn sie passten nicht zu den Vorstellungen des Mannes, der uns eigentlich nur beraten sollte.

Eigenverantwortliches Arbeiten? Fehlanzeige

In Wirklichkeit war dann doch er der Entscheider – eine Tatsache, die nicht ausgesprochen wurde, aber unseren Alltag dominierte. Lange habe ich die Augen davor verschlossen. Lange habe ich gedacht: Ok, dann sind eben unsere Ideen noch nicht gut oder kreativ genug. Also setzten wir uns immer wieder zusammen. Holten Agenturen ins Boot, passten Ideen an. Verschlimmbesserten das, was wir aus der Freude heraus entwickelt hatten.

Verstehe mich nicht falsch, natürlich gibt es immer Verbesserungspotenzial. Aber wir hatten wirklich alle Hausaufgaben gemacht: Die Ideen waren an der Strategie ausgerichtet. Sie waren markenkonform. Sie waren authentisch. Sie waren machbar. Und dennoch war es nicht gut genug. Der Frust im Team und bei mir stieg an.

An diesem Tag, als ich mich wie eine Marionette fühlte, erkannte ich, dass im Grunde nichts fruchten würde, was wir erarbeiten. Denn es wären ja unsere Ideen und nicht seine.

Das ist eine wahre Geschichte aus meinem Berufsleben. Kommt sie dir bekannt vor? 

Auswirkungen schlechter Führung 

Ich habe sie schon oft in unterschiedlichsten Facetten aus unterschiedlichsten Unternehmen gehört. Es ging in diesem Fall vor allem um unklare Rollen und fehlende Übereinstimmung von Reden und Handeln. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Engagierte, schlaue Mitarbeitende brennen aus. Sie rackern sich ab und zweifeln zunehmend an sich und ihrer Kompetenz.

Ihr Selbstbewusstsein sinkt und sie resignieren. Oft zeigen sich auch körperliche Symptome wie Bauch- oder Rückenschmerzen oder ein verspannter Nacken. Und nicht selten folgt auch die innere Kündigung.

Studien belegen, dass fehlende Anerkennung und schlechte Führung zu den typischen äußeren Faktoren gehören, die zu einem Burnout führen können. Weitere sind:

  • Hohe Arbeitsbelastung
  • Negative Atmosphäre
  • Schlechte Work-Life-Balance
  • Personalmangel

Werte als Orientierungspunkt

Zum Zeitpunkt des oben erwähnten Meetings war ich schon mitten im Prozess meiner beruflichen Neuorientierung. Ich hatte zuvor schon aus anderen Motiven heraus für mich festgestellt, dass ich mich beruflich verändern möchte.

Innerhalb dieses Prozesses beschäftigte ich mich intensiv mit meinen Stärken, Interessen und vor allem aber auch mit meinen Werten. Ein sehr hoher Wert von mir ist Freiheit. Weitere sind Sinn, Respekt und Entwicklung. Werte sind wesentliche Gradmesser für unser Sinnempfinden und Wohlbefinden.

In besagtem Meeting wurde mir klar, dass diese Art der Zusammenarbeit meinen Werten massiv widersprach: Ich fühlte mich alles andere als frei und als sinnvoll erschien mir das Vorgehen definitiv nicht. Das zeigte sich vor allem dadurch, dass ich in diesen Meetings richtig heiß lief: Mir war sehr warm, ich schwitzte, hatte Herzklopfen und war sehr angespannt.

Die Erkenntnis aber machte mich vor allem traurig: Denn es war ein bisschen so, als wäre eine Illusion geplatzt. Die Illusion des freien und wirksamen Arbeitens, das ich brauche wie die Luft zum Atmen.

2 Wege zur Veränderung

Für meinen Prozess wirkte die Erkenntnis wie ein Brandbeschleuniger. Wie zu Beginn erwähnt, gibt es zwei große Motivationsfaktoren, die Menschen dazu bewegen, eine Veränderung in Bewegung zu setzen: Schmerz oder große Ziele. Für mich war der Schmerz groß. So groß, dass ich an diesem Tag meine Kündigung schrieb und sie wenige Monate später auch wirklich einreichte.

Auch in der Begleitung meiner Kundinnen im Berufscoaching ist der Blick auf solche Schlüsselmomente wie den oben beschriebenen sehr relevant. Denn sie geben uns oft Aufschluss über Faktoren, die uns wirklich wichtig sind – oft gekoppelt an unsere Werte. Oder es sind prägende Ereignisse, die bestimmte Glaubenssätze oder Überzeugungen geprägt haben, in positiver oder negativer Hinsicht.

Hast du dir schonmal Gedanken darüber gemacht, welche Schlüsselmomente es bisher in deinem (Berufs-)leben gab und wie sie deinen Weg geprägt haben? 


So geht's nicht weiter!

Manchmal braucht es einfach eine Veränderung.
Nur wie, was und wohin? In meinem „Leitfaden zum Job mit Sinn“ zeige ich dir, wie du deine Antworten findest.

Über die Autorin

Katja Smigerski ist kreativer Freigeist, Kommunikationsprofi, ausgebildeter Life & Business Coach (IHK) und Hypnotiseurin (TMI).

Die Darmstädterin unterstützt sensible, ehrgeizige Frauen bei ihrer beruflichen Neuorientierung. Ihre Überzeugung: Für einen erfüllten Job braucht es beides, Sinn und eine gesunde Selbstfürsorge.

In diesem Blog teilt sie Erfahrungen, Gedankenanstöße, Expertenwissen und Inspiration, die Impulse für mehr Klarheit, Selbstvertrauen und Umsetzung liefern.

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  1. Ja, Katja,
    mir ist es früher auch mehrmals so ergangen, wie du es beschrieben hast – mit dem gleichen Ergebnis. Ich habe dann über kurz oder lang den Job gewechselt. Denn dieser pseudo-kooperative Führungsstil „ich frage mal das Team nach einer Lösung und bossel solange daran herum bis meine Idee umgesetzt wird“, war mir zuwider.

    Ich finde es toll, dass du für solche Situationen einen Ausweg anbietest!
    Viele Grüße
    Anette

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