Traumjob bedeutet nie wieder Urlaubsblues. Ist das wahr?

Zuletzt aktualisiert am 28/03/2024 |   geschrieben von Katja Smigerski
Katja Smigerski

Tagelang genießt man das süße Nichtstun, inspirierende Wanderungen oder aufregende Touren mit dem Wohnmobil. Zurück zu Hause, steht die neue Arbeitswoche vor der Tür und spätestens Sonntagsabends zieht sich im Bauch alles zusammen: Der Urlaubsblues ist da. Insbesondere, wenn man sowieso unzufrieden im Job ist. Da liegt der Gedanke nahe: Hätte ich einen Job, der mich wirklich erfüllt, dann wäre das nicht (mehr) so. Aber geht die Gleichung Traumjob ≠ Post-Urlaubs-Blues auf? Ein persönlicher Erfahrungsbericht und Tipps.

Das Gefühl des Post-Urlaubs-Blues kenne ich, seitdem ich arbeite – das sind inzwischen fast 20 Jahre. Die meiste Zeit davon habe ich angestellt in Unternehmen gearbeitet. 

In der Regel mochte ich meine Jobs sehr gerne. Aber der Urlaubsblues war irgendwie immer da – mal mehr, mal weniger. Spätestens am Abend vor dem ersten Arbeitstag hatte ich schlechte Laune und alles in mir schrie „Ich mag nicht wieder arbeiten!“.

Gleichzeitig gab es auch Zeiten, in denen ich es kaum abwarten konnte, wieder ins Büro zu gehen und in meine Projekte einzutauchen. Der Normalfall war allerdings, dass ich die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub erstmal Zeit brauchte, um anzukommen. In den Themen, in den Routinen, in den Aufgaben – eben im üblichen Arbeitsalltag. 

5 typische Symptome des Post-Urlaubs-Blues

  • Sonntagsabends machen sich Traurigkeit und schlechte Laune breit
  • Alles in dir schreit „Ich mag nicht wieder arbeiten!
  • Trotz frischer Energie fällt das Aufstehen morgens schwer
  • Aufgaben, Kolleg:innen oder Themen, die du sowieso nicht gerne magst, nerven dich deutlich mehr als sonst
  • Du bist abends platt und fragst dich, wo deine frische Energie plötzlich hin ist

Vom Paradies direkt ins schwarze Loch?

Vor kurzem erwischte es mich wieder: Ich war ich im Urlaub, es war ein richtiger Traumurlaub und unsere Hochzeitsreise. 5 Tage waren wir auf Safari und fuhren durch die Serengeti und andere Nationalparks in Tansania. Wir haben die "African Massage"* erlebt, Giraffen, Löwen, Geparden und eine Menge Zebras, Gnus und Gazellen mit ihren Jungen gesehen. Im Anschluss konnten wir noch eine Woche lang im Paradies auf Sansibar die Seele baumeln lassen.

Löwenmama mit Jungen

Zwar war der Rückflug lang, aber wir kamen dennoch ziemlich entspannt zurück nach Hause. Auch hatte ich schon vorgesorgt: In der Woche der Rückkehr nahm ich nur vereinzelt Termine wahr und erledigte ganz entspannt Aufgaben hinter den Kulissen. 

Genau das liebe ich an meinem (Traum-)Job und an der Selbständigkeit: Ich kann mir alles so einplanen, wie es für mich passt. Diese Flexibilität ist mir unheimlich wichtig und ein wesentlicher Wohlfühlfaktor für mich in meinem Job.

Das hat auch alles soweit gut geklappt ...

Und dennoch begleitete mich in dieser Woche der typische Post-Urlaubs-Blues. In der Woche darauf nahm mein Unbehagen sogar zu. Ich tat mich unheimlich schwer damit, wieder neue Blog-Beiträge zu schreiben, obwohl mir das sonst Spaß macht. Ich war weder in LinkedIn noch in Instagram präsent. Ich gab Coachings und hatte danach nicht das typische Glücksgefühl wie sonst.

Auch privat war es zäh: Ich brauchte 2 Anläufe, um wieder ins Fitnessstudio zu gehen, obwohl ich weiß, dass mir die Bewegung super guttut. Von meinen Ernährungsgewohnheiten ganz zu schweigen. Denn die unguten Gefühle, die aufkamen, luden Schokolade und Co. herzlich gerne ein, mir den Tag zu versüßen.

Alles Zeichen, dass ich doch noch nicht ganz meinen Traumjob lebe?

Gute Frage! Als ich mich auf den Weg meiner beruflichen Neuorientierung machte, hatte ich die Gedanken „Wenn ich endlich den Job habe, der mich erfüllt, dann brauche ich keinen Urlaub mehr!“ oder „Wenn ich meinen Traumjob lebe, dann kann ich es im Urlaub kaum abwarten, bald wieder loszulegen!“.

Kein Wunder, denn wenn man sich auf Instagram und Co. umsieht, wird genau dieses Bild suggeriert – insbesondere, wenn es um die Selbständigkeit geht. Viele Business Coaches locken mit der Illusion, dass der Traumjob ein paradiesisches Leben ermöglicht, gerade im Zusammenhang mit ortsunabhängigem Arbeiten. Aber ist das wirklich so? Braucht es dann keinen Urlaub mehr und gibt es somit auch keinen Post-Urlaubs-Blues?

Mein Grübeln nahm zu. Gespräche mit Kolleginnen und auch eine kurze Recherche zeigten aber: Der Blues ist ganz normal und kein Grund zur Beunruhigung. Vielen geht es so, und tatsächlich besteht kein Zusammenhang zwischen der grundsätzlichen Passung des Jobs und dem Post-Urlaubs-Blues. 

Das lässt sich mit der Funktion unseres Gehirns erklären: Es liebt Routinen. Üblicherweise braucht es eine Weile, sie zu etablieren, aber es gibt einen Booster, nämlich starke Gefühle. Diese können im wahrsten Sinne des Wortes befeuern, dass wir uns schneller an neue Gegebenheiten gewöhnen. 

Wenn wir also im Urlaub lange schlafen, uns den ganzen Tag bewegen, Schönes erleben und Dinge tun, die unser Wohlbefinden deutlich steigern, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir uns schnell daran gewöhnen. Entsprechend herausfordernd ist es, wieder in den (Job-)Alltag einzusteigen – egal, ob man ihn gerne macht oder nicht.

Was also tun, um den Post-Urlaubs-Blues ein wenig zu mildern?

Urlaubsblues: Tipps für einen sanften Wiedereinstieg

  • Sei milde mit dir selbst: Übe dich in Akzeptanz, gib deinem inneren Kritiker möglichst wenig Raum. Es ist ok, dass du nicht sofort wieder voll leistungsfähig bist. 
  • Lenke deinen Fokus: Rufe bewusst in Erinnerung, warum du deinen Job machst und was dir (normalerweise) Freude bereitet. 
  • Plane Übergangszeit ein: Verlängere deinen Urlaubsblocker im Kalender bewusst um 2–3 Tage, auch wenn du eigentlich schon zurück im Büro bist. Das ermöglicht, in Ruhe die Mails durchzusehen und umgeht die Erwartung (an sich selbst und von anderen), dass du direkt von 0 auf 100 wieder präsent bist.
  • Schaffe sanfte Übergänge: Vielleicht ist es dir möglich, Urlaube und Projekte so zu planen, dass du wichtige Meilensteine vor dem Urlaub abschließen kannst und frisch nach dem Urlaub einsteigst. Achte darauf, nicht alles auf „das mache ich nach dem Urlaub“ zu schieben, denn die lange To-do-Liste erzeugt Stress.
  • Gönne dir „Mini-Urlaubsmomente“: Überlege dir, welche kleinen Übungen dir helfen, auch im Alltag die Entspannung zu bewahren. Erstelle dir beispielsweise einen Bildschirmhintergrund fürs Handy mit einem schönen Bild vom Urlaub und lasse über den Tag verteilt immer mal wieder die Erinnerung und die schönen Gefühle daran in dir aufsteigen.
  • Gib dir Zeit: Schraube deine Erwartung runter und steige Stück für Stück wieder in deinen Routinen ein. Nutze das Momentum und prüfe für dich, ob es vielleicht auch Routinen gibt, die du nicht wieder aufnehmen möchtest.

Weitere gute Tipps, gerade für Arbeitnehmer, findest du in einem Beitrag zum Post-Holiday-Syndrom der INQA, der Initiative neue Qualität der Arbeit.

Und wenn die Unzufriedenheit anhält?

Sofern dein Post-Urlaubs-Blues länger als ein paar Tage oder wenige Wochen nach dem Urlaub anhält und die Freude ausbleibt, lohnt es sich, einen ganzheitlichen Blick auf deine Situation zu werfen. Hilfestellung und Inspiration findest du in den folgenden Beiträgen:

Job mit Sinn, Selbstfürsorge

Unzufrieden im Job? 15 typische Anzeichen und was du tun kannst

Job mit Sinn, Persönliches

„Ich fühle mich wie eine Marionette!“ – Ein Paradebeispiel für schlechte Führung

Braucht es überhaupt Urlaub vom Traumjob?

Ja, aus meiner Sicht braucht es das, egal, wie sehr man seinen Job liebt. Denn auch im Traumjob gibt es Höhen und Tiefen, gute und schlechte Tage. Es gibt leichte, schöne Aufgaben und echte Herausforderungen. Unabhängig davon, ob etwas Spaß macht bzw. sinnvoll ist, benötigt jede Aufgabe, jedes Gespräch Energie. 

Grundsätzlich ist es ideal, wenn du es schaffst, in deinen Alltag dauerhaft eine gesunde Balance aus An- und Entspannung zu etablieren. In den meisten Fällen aber braucht es regelmäßig längere Auszeiten, um abzuschalten und aufzutanken.

Urlaub hat auch einen weiteren positiven Effekt: Indem du deinen Fokus auf ganz andere Dinge als sonst richtest, findest du Inspiration abseits gewohnter Pfade und kommst auf neue Gedanken. 

Fazit: Traumjob ≠ Dauerurlaub

Dass sich dein (Traum-)job wie Urlaub anfühlt bzw. du immer Lust darauf hast, sollte nicht dein Maßstab für berufliche Erfüllung sein. Denn es gibt viele Faktoren, die dein Wohlergehen und deine Motivation beeinflussen, beispielsweise: 

  • Die Passung deiner Tätigkeit mit deinen Werten, Stärken und Kompetenzen
  • Dein Zyklus (als Frau)
  • Deine Lebensweise, also wie dein soziales Umfeld aussieht, deine Ernährung, deine Freizeit, deine Bewegung
  • Dein Umgang mit Stress und Zweifeln

Viel wichtiger ist also, das eigene Wohlergehen kontinuierlich im Blick zu behalten und auch im Alltag regelmäßig für Entspannung zu sorgen, das eigene Denken und Handeln immer wieder zu hinterfragen und einen guten Umgang mit Gefühlen zu finden.

In meinem Blog-Beitrag rund um das Thema berufliche Neuorientierung habe ich vor einigen Wochen das Thema Selbstfürsorge aufgegriffen und Tipps und Übungen geteilt, was du dafür tun kannst. Schau da also gerne mal rein!

Über die Autorin

Katja Smigerski ist kreativer Freigeist, Kommunikationsprofi, ausgebildeter Life & Business Coach (IHK) und Hypnotiseurin (TMI).

Die Darmstädterin unterstützt sensible, ehrgeizige Frauen bei ihrer beruflichen Neuorientierung. Ihre Überzeugung: Für einen erfüllten Job braucht es beides, Sinn und eine gesunde Selbstfürsorge.

In diesem Blog teilt sie Erfahrungen, Gedankenanstöße, Expertenwissen und Inspiration, die Impulse für mehr Klarheit, Selbstvertrauen und Umsetzung liefern.

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